Fünf Tage ohne Rauchen, erstmals seit rund 22 Jahren. Ich würde sagen, ich hab in meinem Lehm genug geraucht.

Als Teenager immer so mal geraucht und mal nicht, aber ab etwa 20 habe ich bisher keinen Tag ohne Nikotin verbracht. Keinen einzigen Tag habe ich ausgesetzt, weder bei Krankheit noch durch widrige Umstände. Einmal war ich im Krankenhaus. Aufgewacht nach einer Vollnarkose, musste ich Rauchen gehen. Im Zeitlupentempo am Bett entlang (man ist ja sehr schwach), in den Flur, rüber zum Fahrstuhl, endlich draußen, endlich rauchen: was ein Kick, fast haut es einen um. Verglichen damit ist die Zigarette nach einem Interkontinentalflug nix.

Naja, ich habe nicht ein einziges Mal probiert aufzuhören ("Was? Wieso denn? Was bleibt mir denn sonst?") Aber jetzt bin ich fertig.

Ja, die ersten drei Tage hat es immer wieder mal in Fingern und Füßen gekribbelt, und mein Hals fühlte sich zugeschwollen an. Hin und wieder hatte ich so ein Klopfen in den Nebenhöhlen, und dann prickelnde Wellen, die durch den Körper gehen. Aber das ist echt zu verschmerzen.

Ach ja: ich vermisse das Rauchen sehr, sehr. Und ich habe auf einmal unendlich mehr Zeit!

Mein Sohn hat sich letzte Woche in der Kita geboxt. Auf die Frage ob er denn wenigstens gewonnen hätte, druxte die Kindergärtnerin ein wenig rum: "...also für mich sah es eher so aus als ob er verloren hätte, dafür kommt er aber mit seiner ausgeglichenen Art super bei den Mädels an." Man muss sich halt entscheiden.

aber wenn bis um 10 nur GMX an einen "gedacht" hat, ist das schon ein klein wenig runter ziehend. So muss sich alt sein anfühlen.

Ich eben beim Zahnarzt. "Herr ninjah, wann waren Sie das letzte Mal?" Ich, "Vor zehn Jahren etwa." Er, "Oha. Dann guck ich jetzt mal, und wir machen danach Röntgenbilder, um genauer zu gucken. Sehr hochwertige Konstruktionen haben Sie da... darf ich fragen, wer die gemacht hat?" Ich, "Das fragen mich seit 1992 alle Ihre Kollegen. Es war Frau Dr. Fix aus Aachen. Im Neubaublock direkt an der holländischen Grenze." Er, "ganz außerordentlich, ungewöhnlich."

Nach dem Röntgen. Der Zahnarzt: "Ja also, auch auf den Röntgenbildern: Sie haben nix." Ich, "Sind Sie sicher? Haben Sie genau geguckt? Das ist ja wie vor zehn Jahren, und zehn Jahre davor. Sehr schön."

Noch Termin für Zahnreinigung bei Jeanette gemacht, und auf Wiedersehen.

PS.: Gar nicht schlecht, so ein Internetz zu haben. Hier steht nämlich, wann ich wirklich die letzten Male war.

250 Euro jeden Monat für die Krankenkasse: what a fucking waste. Bonusheft? Kicher.

"9. Be boring. It’s the only way to get work done." Austin Kleon, How to steal like an artist

Nachtrag dazu:

Wie Bov mitteilt hat Tube heute Geburtstag und wünscht sich was (Platz 10 ganz unten), nämlich Platz 1 ganz oben. Dies sei ein Teil davon! So.

Endlich, endlich. Ich beweg mich frisurentechnisch in Richtung Tony Montana. Das ja wohl voll das Zeichen: alles wird gut.

Because we. Are. Your Friends. You. Will never. Be alone again.

Alleine durch die Nacht, länger nicht gemacht, hier hin und dort hin, sich mal wieder so richtig den Wind durch alles durchgehen zu lassen... was ein super schoumlner Abend

Doch gleichzeitig spüren wir, dass sich da etwas in uns sträubt. Man nennt dieses Gefühl »Fixeophobie«. Es ist die Angst vor dem Festgelegtwerden, die Angst vor dem Verlust von Optionen. Schließlich hatten wir zehn Jahre Zeit, eine Strategie zu entwickeln, die es uns ermöglichte, viel zu erleben, ohne dafür auf etwas verzichten zu müssen. So sehr wir uns nach einem Ende der Beliebigkeit sehnen, so sehr fürchten wir es auch.

Kleinkunstartiges Selbsporträt ohne Selbst in 1 Minute gemacht. Ja eher in 1 Sekunde eigentlich. Photo Booth ist super

semilasso semilecker, neukölln viertes og links aha, rakete zur balkontür rein bude voller rauch niemand was passiert, schmauchspuren qualm die atmo stimmt, mdma, spanische mädchen+us boys, ulkiges tattoo umme brustwarze hat der, smiley faces wirbel ausrutsch dirty diana borderline, jetzt kommt mal electro, wiener strasse strassenpizzen, taxifrust regenlauf spreepullern, ich weiss schon wo die klos sind bin doch eine von den gastgebern, ab drei freiwillig jever fun und so, bargeld endlich alle, bassy's fluppt wieder, du hier du hier, nee ey das is nich von louis vuitton nur braun mit gold, morgenlicht matratzenliegen deckenlampion so wunderschön helle freude

aber der Zahnarzt meinte heute: "Alles ist ok! Die sind ja vielleicht geschrubbt: sie sind ein guter Putzer!" Gold- Inlays und Zahnbrückenbau waren in den Neunzigern eine Investition, von der ich schon damals ahnte, dass ich die so bald erstmal nicht wieder tätigen könnte... darum putz ich auch immer fleissig. Er war ganz aussem Häuschen: "Eine ganz hervorragende Arbeit! Perfekt gemacht! Darf ich fragen wer das war? Das hat sich bezahlt gemacht, sie habene Weile Ruhe. Ich kann leider nix für sie tun. Widdersehen."

ob im b-movie oder auch hollywoodschinken sowie fronzösischer intelektuellen streifen, immer wenn der vater der braut auf die bühne tritt um eine rede zu halten, das highschoolpaar des jahres bekannt gegeben wird, der präsident der vereinigten staaten den besuch von ausserirdischen ankündigt... also immer, wenn in filmen jemand ans mic steppt, geschieht folgendes: der oder die sagt das erste wort und mit 100% wahrscheinlichkeit kommt es zu einem feedback (rückkopplung). immer, wirklich immer. was für ein schlechten ruf müssen tontechniker draussen in der welt haben. ich weis, dass es auch anders geht und bekomme jedesmal einen kleinen stich, weil ich mich und einige (nicht alle) meiner kollegen da irgendwie ungerecht behandelt fühle.

Auch in der kommenden Woche setze ich fort: meine bei mir selbst äusserst beliebte Serie "Kochen und Essen von allem Möglichen in grosser Menge und unter massiver Zugabe von Erdnussbutter". Ausserdem entdeckt: das Waschmittel der Marke A.Schlecker riecht total widerlich. Stinkt ebenso wie alle anderen Waschmittel und viele bisher gut riechende Parfüms. Und erst das ostzonale Geschirrspülmittel Fit, es riecht neuerdings nach Erbrochenem.

Da hatte ich mir doch bischen mehr erhofft von den Bestrahlungen, coolere körperliche Veränderungen, Röntgenblick oder Wetterbeeinflussung vielleicht, oder ich wach auf und hab plötzlich eine bis zu zehn Meter ausfahrbare elastische Zunge. Dass ich alles Essbare einfach in mich reinstopfe wie eine linearbeschleunigte Termite - und dann noch das mit dem Geruchsempfinden - das kanns doch noch nicht gewesen sein!

Als eingebildet perfekter super-compliant Patient stell ich nix in Frage, akzeptiere wochenlange Terminverschiebungen und stundenlange Wartezeiten weil asi Privatpatienten sich reindrängeln, folge gehorsam allen Anweisungen des medizinischen Personals und versuche mein Teil beizutragen in Richtung Entertainment der Anwesenden, ohne dabei den Ablauf zu verzögern natürlich. Finde Gefallen daran, untersucht und angepiekst zu werden, in teure, interessante Geräte gesteckt zu werden, auch auf so Fragen wie Und, hammse durchen Krebs ihren Lebensstil was geändert? fühl ich mich genötigt was zu sagen wie Ja, ich rauche jetzne andere Zigarettenmarke. Die Leute haben den ganzen Tag mit diesem Mist zu tun, man muss ihnen zeigen dass man ein nettes Kerlchen ist, wenn sie dann mal Zeit haben für ungezwungen zu fragen. Überhaupt mag ich am liebsten AiPler und Assistenzärzte, die komm mit frischem Wissen und Gewissen an und überlegen ihr Tun gut, denn sie müssen Rechenschaft ablegen.

Für mich war und isses am besten mit einer Clockwork Orange- Einstellung da durchzugehen, wie leicht auf Valium, mentales Wait And See irgendwie. Immer schön die Beine breit machen, ohne allzu devot zu wirken, ohne sich den Spass an der Show allzu sehr anmerken zu lassen:

Gestern letzte Bestrahlungsvorbereitung in der Charite, Erstellung einer "Maske" im CT-Simulator oder so, und Aufmalen der Markierungen auffem Bauch. Die Strahlenärztin, "So dann müssten sie jetzt vorher ihren Hoden hier in die Schutzkapsel rein manövrieren, das wollen sie vielleicht selbst machen." Ich, "Ok", und wurschtel da nackich auf der Liege des CT an meinen Weichteilen und an den Einstellschrauben dieser aufklappbaren Stahlkugel rum, hier auffem Bild noch mit Hose an natürlich. Mein neuer Freund die Schutzkapsel ist ein hammerschlaglackiertes Vorkriegsmodell, eiskalt im Design und eiskalt in meinem Schritt. Guck ich mich um und die Frau Strahlendoktor und ihre Komplizinnen sind sich einen am abgrinsen angesichts meiner Bemühungen. Das gibs doch nich denk ich und sag, "Ooch, ich kriegs wirklich nich hin", mach mich lang und verschränk die Arme hinterm Kopf. Sie Flapp! Gummihandschuh an und sagt, "ich will Ihnen da nix einklemmen, nicht dass ihnen das andere gute Stück auch noch abhanden kommt." Ich, "Ja nee, tät auch nix ausmachen, ich hab doch ein teures Konto mit mein wertvollen Genmaterial auf der Samenbank." Ach naja, und so weiter, Aufschneiderei, man will sich ja jovial zeigen und einer muss ja den Hirsel machen.

Is that a lump on your testicle, or are you just happy to see me?

Bei ähnlicher Gelegenheit, wenn jetzt zum Beispiel die Frau Dokter Hausarzt-Urologin da am untersuchen war, dachte ich schon Ey Alter, jetzt bloss keine Erektion, das wär zwar nur menschlich, aber ein extrem uncooles Szenario. Schnell an Hitler und Göring denken und wie sie voll auf Crack miteinander ficken, das törnt zuverlässig ab. Während sie mittem Ultraschallgerät zugange ist und auf den Monitor guckt sagt sie Sachen wie, "Ja Herr ninjah, es ist halt auch so dass viele Männer nach dieser Erkrankung, einem Verlust dieser Art, erstmal eine Phase absolut verschärfter Promiskuität durchleben." Ich, "Äh ich, ääh bei mir... äch bin noch nicht soweit. Ich brauche noch Zeit. Aber naja es ist schonmal wieder passiert, immerhin, es war wie beim ersten Mal, also besser natürlich, nicht optimal, aber so vom Erwartungsdruck her, immerhin hat geklappt." Dann setzt sie ihr herrlich professionelles Sie- könn- hier- über- alles- reden- aber- nicht- länger- als- fünf- Minuten - Gesicht auf und ich denke Hm, hinter dieser steril-weissen Hülle und den Augenringen ist und bleibt sie doch eine sehr attraktive Frau. Diese eine Liebe. Wird nie zu Ende gehen. Wann. Werd. Ich. Sie. Wiedersehen.

Ganz am Anfang, als ich zur OP ins Urban reinkam und in irgendeine Abteilung für irgendeine spezielle Untersuchung geschickt wurde, sass ich im Warteraum gemeinsam mit einem armen, eingefallenen Kerlchen in einem Rollstuhl mit tausend Geräten, der an allen möglichen Schläuchen hing. Einer, der mal ein älterer Herr war mit einem Leben, in dessen freundlichem, grossem Gesicht schon diese Müdigkeit war, der dagegen nicht mehr ankam, und der mich jetzt nur noch schlecht atmend mustern konnte und es dann hinbekam, nach einer Weile langsam mit den Achseln zu zucken. Vom Style her ein bischen wie der alte Papst vielleicht. Da gab es nichts zu sagen für mich Neuling, der gerade erst die erste Stufe einer jawohl höchstwahrscheinlich gut verlaufenden Krebskarriereleiter erklommen hat, mit der fixen Idee, nochmal 35 Jahre vor mir zu haben. Diese Idee im Kopf so hart wie ein Nierenstein und fest verankert wie eine Knochenschraube. Da gabs nur sich angucken. Mein Blick: Eigentlich bist du schon weg, mehr Zukunft ist da nicht für dich, aber ich muss dich angucken, du bist schliesslich einer von der eigenen Art. Ist gut dass ich dein Leid und Elend jetzt sehe, das lässt mich besser fühlen. Sein Blick war wie: Ja, eigentlich bin ich schon weg, aber mehr konnte niemand tun und dich Hanswurst brauch ich schonmal gar nicht. Warts nur ab du. Trotzdem sind wir jetzt zusammen hier und ich will mich am Anblick deiner dümmlichen Zuversicht und Hoffnungsvollheit laben.

Montagmorgen richte ich mir da ein Konto ein.

Die Dame am Telefon: "Folgendes gilt es für sie noch zu beachten..." Ich: "Ja bitte?" Sie: "Sie sollten vier Tage lang vorher keinen Samenerguss haben. Kann auch sein, dass sie noch zwei bis drei weitere Termine brauchen, bei Patienten ihrer Art reicht eventuell sonst die Menge nicht für fünf künstliche Befruchtungen. Und denken sie bitte an die vereinbarte Summe, Sonderpreis für Krebspatienten, plus zehn Euro Praxisgebühr." Ich: "Ach vier Tage zehn Euro die Summe äh na klar ok denk ich dran is ok naja also fünf klassische nein künstliche Befruchtungen das erscheint mir aber eine Menge äh ach also mit der Menge mal gucken einfach ja das wird schon bis dann schönes Wochenende."

Situation ist supercharged mit tausendfach mehr oder minder guter Verwitzelung. Ganz wunderbar, wenn man dann tatsächlich selbst mit Vollgas über all die unvermeidlichen, ausgerittenen Schlaglöcher des schlechten Humors hoppelt.

Vier Tage kein Samenerguss. Na das ist mal eine ärztliche Anweisung. Nur gut, dass am Wochenende wenigstens Fussball kommt.

Wem ich es noch nicht gemailt habe, geb ich mal kurz ein Update, wie es nach der Vorrunde um mein neues Hobby steht. Dann soll es aber auch bald gut sein und Jenna Jameson hat gesagt: es langweilt irgendwann wenn man immer nur auf sein Unterleib reduziert wird.

Halbwissend zitiere ich mal ein paar Details: die Differenzierung entspricht einem Seminom, Stadium IIa, zweifelsfreie Ausbreitung in Lymphgefässen, Hinweise auf eine weitere Differenzierung ergeben sich nicht, CT sagt keine Metastasen >1cm woanders in Sicht, an kontralateralen Biopsaten keine besonderen Vorkommnisse, Tumormarker, also so Krebse im Blut irgendwie, ist ganz gut.

Die Spezialistin sagte weiterhin, Seminom sei super, denn es sei 100 prozentich heilbar. (Ärzte/Innen mögen Prozentzahlen, sie denken ein Patient steht da drauf.) Dann hatse noch was erklärt und mit Zahlen und Werten jongliert und ich meinte, hmm, da wären wir ja dann aber bei 105 Prozent. Sie meinte, nein so kann man das nich sehen, es bliebe bei 100 Prozent! Ich: achso, mit andern Worten, auf einer Skala von 1 bis 10 wären wir... da guckte sie bischen strafend über ihr (meines Erachtens zu flaches) schwarzes Architektenbrillengestell.

Sie fuhr fort, dem Sinne nach: Chemotherapie ist nicht notwendig, weil im Blut nix rumkrebsen täte. Seminome wachsen schnell und hassen radioaktive Strahlen. Deshalb bekäme ich Radioaktivität verordnet und zwar in Höhe von 30 Dingsbums, sechs Wochen lang täglich da auf den Fleck genau hingeflasht. Davon fang ich nachts nicht an zu leuchten, es macht aber "Strahlenkater" und bischen anderweitiges Krebsrisiko. Ja nun, das muss man abwägen, so geht Medizin. Also so als wär man damals in den Bergen um Hiroshima herumspaziert und plötzlich am Horizont ein Blitz: nanu, ja was war das denn? Los, wir gehen nach Hause, es sieht nach Regen aus, wir suchen morgen weiter diese leckeren Pilze.

Kindermachen ist in den nächsten zwei Jahren erstmal nicht, weil es Picassokinder werden könnten. Ausserdem empfahl sie mir wärmstens, vor den Bestrahlungen ein genetisches Backup auf der Samenbank zu hinterlassen. So, das war's, Herr ninjah. Ich: Ach wie, das war's? Ja, das war's. Nadasisjatoll, Händeschütteln und Schüss. Schüss auch, du schönes Urbankrankenhaus. Bestrahlungen dann in der Charite in paar Wochen. Ich wollts erst garnich glauben, so gut verläuft das alles. Riesenglück einfach und Radioaktivität ist astrein für's Karma.

Mit son Weblog in bezug auf echte Privatheit is nicht so mein Fall, aber jetzt wär's aus meiner Sicht eine Farce sich hier mit was anderem zu befassen

Es ist wie der Witz wo der Doktor sagt: "Sie haben Krebs! Überrascht?" So überrascht war ich gestern nicht, seit Wochen ist da eine Ahnung in mir gereift, es war vielmehr die offizielle Bestätigung. Apropos gereift: in mein linken Ei ist ein bösartiger Tumor herangewachsen. Es gibt da kein Ei mehr, nur noch das Ding. Der rechte Kollege soll ok sein. Das wird fortan mein kleiner Liebling, den taste ich dann den lieben langen Tag genüsslich ab, wenn ich mit der ganzen Sache durch bin. Ab Montag bin ich eineiig. Danach werden die sich weiter umschauen, und ich bin guter Hoffnung, dass mein Weg in nächster Zukunft nicht allzu steinig wird. Wünschen Sie mir Glück. Das is keine Bitte sondern eine Anordnung. Kommen ein paar dunklere Wolken auch mich zu und das grad jetzt, wo der Sommer endlich anfängt. Ich hab grosse Angst, aber es wär ja wohl was wunderlich wenn dem nicht so wäre. Das wird schon und ich komm da durch und werde schlauer, stärker, strahlender sein als wie je zuvor, wie die Sonne und noch heller und noch blauer als jeder Himmel. Und die WM kann man im Urbankrankenhaus auch bestens gucken. Was hat man nicht so angestellt wo man dachte man kackt ab, und es hat letzten Endes immer noch irgendwie geklappt. Aber ich für mein Teil hatte noch nie eine richtige Krankheit, sowas ist mir neu. Was ich im Moment mache, ist, dass ich es (naja fast) jedem und allen erzähle, das ist zwar nicht sehr nett und vielleicht ein Fehler, aber das ist mir scheissegal, mir hilft das viel und ich kann bei sowas auch den Mund nicht halten. Zumal einem dann sehr viele Leute ihre Geschichte erzählen. Jetzt ist ja auch der beste Zeitpunkt mal an einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen. Wo ich eben so ein Verzeichnis durchgescrollt hab, musste ich schon schmunzeln bei der Vorstellung, wie die Gruppentreffen der Kontaktängstlichen oder der Kleptomanen so verlaufen. Und ob das konkrete Erfolge brächte, die Treffen der Kaufsüchtigen mit denen der Kleptomanen zusammenzulegen. Ich hab nie verstanden, warum "I will survive" zu meinen Lieblingsliedern gehört, ein Song wie eine Zecke, doch langsam ahne ich's. So, und jetzt klatsch ich zweimal in die Hände und sie müssen mich an diesem Ort weiter entertainen und wehe irgendwer zieht sich so ein Krankenhausbesuchermitleidsgesicht über.

alle anderen Probleme und werden null und nichtig. Wünschen Sie mir Glück gesundheitlich, bittebitte.

With no loving in our souls and no money in our coats You can’t say we’re satisfied

Ein Flugzeug ist vor ein paar Tagen während starken Schneefalls von seiner Startbahn gerutscht und durch eine Mauer auf eine Kreuzung geschliddert. Es ist nur ein paar Meilen entfernt vom Haus von Frau J's Eltern, wo wir gestern abend waren und fast wollten wir hinfahren und es uns angucken- wegen Untersuchungen des Vorfalls stand das Flugzeug noch ein paar Tage auf der Strasse rum. Wir sind aber doch nicht hin. Überhaupt stecken viele Autos gern im Schnee fest, denn niemand kann oder will sich Winterreifen leisten. Irnzwie stecken auch auffällig viele SUVs im Schnee fest: da stimmt doch was nicht, doo!

So, da nehm ich mal an, dass mein Flugzeug morgen einen besseren Start hat. Es geht nach Hause. Nach Hause... Die drei Monate sind wie im Flug verflogen. Ich hätts ja nie gedacht, dass ich mal in dieses Land komme um das Gute darin zu suchen, mit dem Ziel, herauszufinden, ob ich für imma bleiben will. Ich war doch nie den USA sehr positiv zugewandt oder in irgendeiner Form sehr amerikophil, amerikaphil oder was auch immer. Und viele Sachen sind auch wirklich scheisse, man kanns nicht beschönigen. Allen, denen ich meine Pläne erzählt hab fassen sich an den Kopf und sagen, sie würden was dafür geben in Europa zu leben. Ja dankeschön, denk ich dann, streut noch Salz in die Wunde. Ich mein ich bliebe immer Immigrant mit Akzent, der das Neue mit seiner alten Welt vergleicht, das würde auch nicht weggehen, mit vielen Sachen könnt ich mich nie identifizieren. Zum Beispiel diese irnzwie bizarreren Aspekte des amerikanischen Alltachs in all ihrer abstrusen Mannigfaltigkeit. Andererseits: am Freitag zum Beispiel bei einer Party waren von sieben Leuten um mich herum zwei in Israel aufgewachsen bis in Teenageralter, einer in Polen geboren, eine mit Vater aus Guatemala, einer mit Mutter aus Mexiko... und noch jemand äh mit äh da war ich vielleicht doch etwas sehr betrunken, habs vergessen oder es waren doch nur fünf... auf jeden Fall sind alle froh und munter und es klappt doch wunderbar. Mein Vater allerdings hat 1949 in Genua paar Tage auf seinem Koffer gesessen um aufs Schiff zu kommen und ist ausgewandert, war fünf Jahre in den USA. Er hatte einen guten Start, direkt einen US-Pass und sofort coolen Job, aber er war unglücklich und als es hiess "Hier Alter auf gehts in den Koreakrieg" war er schnell wieder übern Ozean zurück in Italien und sehr froh darüber. Er sagt, er hat keine wirklichen Freunde gefunden, alles war ihm ungewohnt oberflächlich. Aber der Unterschied ist auch, er ist schlau und ich bin ein Dödel, vielleicht reicht mir das bischen Oberflächrigere ja aus.

Naja, irgendwann muss man mal über seinen Schatten springen für die grosse Liebe und was dafür tun, dass daraus mal was wird und nicht an den Hindernissen aufgeben. So wie das Flugzeug vielleicht, zack durch die Mauer auf die Strasse. Frau J muss noch eine Weile hier bleiben und ihre Uni- Schulden abarbeiten. Ausserdem ist sie jünger als ich und will (noch) näher bei ihrer Familie sein, die zugegebenermassen auch wirklich cool ist - aber was soll ich denn sagen: meine Leute sind 7000 Kilometer weit weg oder wie weit auch immer es ist, ich werd meine Familie oder Freunde einmal im Jahr sehen... wenns hochkommt... und ichs mir leisten kann. Das ist nicht so einfach und ich tu mich schwer mit der Entscheidung hierherzuziehen. Mit Arbeit siehts natürlich viel besser aus, das würd sofort losgehen sobald ich eine Arbeitserlaubnis hätte. Und vielleicht mach ich doch noch einen Abschluss am Community College. Vielleicht können wir ja eines Tages nach New York wechseln, da isses schön europäisch, ich meine, es ist älter und schöner und es gibt mehr... ja, Geschichte irgendwie. Und es ist nicht so windig. Wieso kann Frau J denn nicht europäisch sein, sagmermal italienisch, dann wär alles so einfach, zack legale Arbeit direkt möglich, bischen Familie und paar Bekannte drumherum von Anfang an und alles wär sehr, sehr viel einfacher und wunderbar. Aber es ist wie es ist sagt die Liebe.

Das ist nich doll. Da hammer nu fast Weihnachten, un? nix. Kein Tuerchen zu oeffnen, kein haessliches ueberdekoriertes Schaufensterbildchen, kein besoffner Weihnachtsmann im Foto. Einfach nix. Das is nix. So, und weil keine Sau hier was postet, kann die Welt auch auf derart Bilder von mir ewig warten. Nich mal ein schoenes Foto. Nix. Jaja. So bin ich.

So, ich weiss,es interessiert zwar nur die Haelfte der hier Lesenden, aber drum isses um so interessanter zu erfahren, anhand der Coments, wen’s denn tatsaechlich anpiept. Toller Satz, nich? Ja also an den Kinnern sieht man ja wie die Zeit vergeht, sacht man. Ich sehs jeden Morgen im Spiegel(nich den, den’s online gibt). Also ich seh da nicht meine Kinners sondern meine Haare, logisch. Derzeit sehe ich also folgendermassen aus:

Is zwar ein bissl unscharf, aber Schaerfe hab ich da wo’s wirklich keinen interessiert(ausser meiner Frau, hehe!) Also das bin ich. Vor knapp zwei Monaten war ich beim Friseur und nun das. Loden bis zum Kopfpopo. Nun, ich dachte mir, vielleicht sollte ich mir ein praktischereren Schnitt zulegen. Fuer die ganz Witzigen unter euch: Schnitt, nich Schritt, ja. Nun, ich dachte da zuerst an was Schnittigereres. Also faktisch einen schnittigen Schnitt, und das sah folgendermassen aus:

Nee, da seh ich aus wie Peter(den hier auch keine Sau kennt und ich hoffe, er auch nicht den Link). Das will wirklich keiner. Ausserdem riecht man da irgendwie komisch - ohne Pappnaas. Also ich weiss nich ob man mit Pappnaas irgendwas riechen kann, aber das ist was fuer anders mal. Ausserdem ists nich schnittig genug. Etwas mit mehr Pfiff, dachte ich, und da war dann das:

Na das hat ja schon was, auf was schon mal mehrere Millionen abgefahren sind. So eine Frisur begeistert! Aber staendig den Mund so verzehrt halten, hat was verkrampftes, also nich cooles. Womoglich kriegt man da noch ein Merkelgesicht und dann bleibts stehn. Es wirkt auch etwas ...hm... steiff. Nochmal fuer die ganz Witzigen unter euch, wir sind immernoch beim Schnitt also nich Schritt, ja. Also zu steifer Schnitt. Irgendwie muss das fluffiger werden:

Ja, so wie “WindinseinemHaar”. Das war uebrigens, glaub ich, eines der bescheuertsten Nicknames der mir in meiner Chatterlaufbahn begegnet is(und ich hoff auch er wird die Seite nie finden). Toll mit Tolle. Aber ganz ehrlich, viel anders als Bild eins is das auch nich. Im uebrigen is das eine recht einfache Frisur, am Morgen. Einfach aufstehen und fertig.

Nun, ich glaub das waren alles nur Ausreden die hiesigen Hairstylisten zu meiden. Denn wie in Kreuzberg alle tuerkischen Friseure nur einen Schnitt kennen, sinds hier die lateinamerikanischen Scherenschnitter, die wohl die Schere urspruenglich nur als Dosenoeffner benutzt haben. Entsprechend sehen hier die Leute aus. Sprich, man erkennt aus hunderten Meter Entfernung: Aha, ein Latino. Ja und die Pigmentgesegneten, da glaubt man, das sie ihre Haare nur kloeppeln koennen. Gut, schluss nu. Im Endeffekt fand ich doch einen Frieseurreparateur der Erfahrungen aus dem Old Europe mitgebracht hat und, obwohl er Russe is – und die erkennt manja auch schon von weitem an der Frisur, oder besser, an eben keiner – hat er mich doch wieder recht flott geschnitten:

Nur mit dem Gesicht haut irgendwas nich hin, aber dazu ein anderes mal....