Hier spricht der Hund:
"Jetzt spreche ich. Ich bin grad im Internetcafe, aus einer endlos langen Email fürs Internet eine Story machen, Namen wegmachen und so.
Heute ist erster Frost draussen. Den ersten Schnee werd ich wohl bald sehen, es muss ein Schauspiel sein: die Stadt fährt dann alles auf was sie hat an Trucks, Baggern und Bulldozern, damit die Bevölkerung ihm nicht Handlungsunfähingkeit vorwirft und mault und meutert. Und das bei ein paar Millimetern allererstem Neuschnee.
So, jetzt folgt ein langer Eintrag, einer der längsten, die es hier je gab. Hoffentlich wird Ihnen das nicht zu wirr und blöd. Nimm das, Internet!"
Hier spricht der Herr:
"Hund, halts Maul hier spricht dein Herr und Mensch, mach sitz und Zunge rein.
Gestern sind wir aus Puerto Rico zurückgekommen. Es ist gerade Ende der Regenzeit und keine Touristen weit und breit. Uns war schon klar dass wir keine Pullover oder Jacken mitzubringen brauchten, aber das einzige was man wirklich brauchte war ein atmungsaktives Unterhemd oder ähnliches. Und man war froh wenns für paar Minuten nieselte und einen abkühlte. Danach verdampfte alles sofort und hing wieder in der Luft rum. Auch nett: so sah man immer und überall schöne Regenbögen.
Jedesmal wenn ich einen klimatisierten Raum verliess dachte ich wirklich ich ersticke, es war wie türkisches Dampfbad ohne türkisch. Für die anderen wars eher gewohnt, weil Chicago ja auch oft recht schwül ist. Ich hatte ja noch im Oktober Probleme mit der chicagoischen Schwülness.
Aber in PR wars immer bequem um 92 bis 95 F also um die 30 Grad.
Wir hatten Rekorde verschiedener Art. J hatte mehrfach Körperkontakt mit fiesen Quallen oder sonstwas, was sie beschrieb als wenn einem jemand sehr kurz eine Klaviersaite um den Arm oder das Bein bindet und daran reisst. Sie bekam an den Stellen sofort dicke Blasen und Pickel, die aber nach ein bis zwei Stunden völlig und restlos verschwunden waren. Erstaunlich! Verrückte karibische Tierwelt. Aber J hängt ja auch pausenlos im Wasser rum wie eine Boje, die Wasserratte. (*= ein Witz zum Thema, naja er ist eher mittellustig, ob sich das runterscrollen lohnt...) Dafür hat sie natürlich die wenigsten Mückenstiche abbekommen.
Mein Rekord waren mit Mückenstichen übersähte Füsse, wo Mücken mich gern stechen. Vielleicht tragen die Amis deshalb diese typischen weissen Socken, damit die Mücken nicht an die stinkigen Enden rankommen? Hm. Ich hatte bestimmt vierzig Stiche an jedem Fuss, es sah aus wie Röteln oder so.
A's Rekord war eine Mückenstichsammlung am unteren Ende des Rückens, im falschen Moment wohl ein zu kurzes Oberteil angehabt: Pech gehabt, pieks-pieks! Ausserdem musste sie manchmal im Auto in den Serpentinen, naja, ihr gings nicht so gut in den engen Kurven.
Der Sonnenbrand-Rekord. Ich war morgens um zehn, bevors heiss wurde, eine halbe Stunde auf den Naturparkstrassen in der Umgebung mittem Skateboard rumkurven, zack roter Rücken, aber nich schlimm, nur leicht gerötet. Das hatten wir alle immer mal und haben uns fleissig eingekremt. Sagte ich alle? Alle bis auf einen... einen Depp gibts immer, der meint er braucht keien Sonnencreme: M sah nach einem Schnorchel- und Tauch- Tag aus wie ein Krebs, es tat schon beim Hinsehen weh! Selbst Schuld, kann man nur sagen. Gottseidank war das am Donnerstag und es wird sich erst pellen wenn er zuhause ist, sodass uns wenigstens der Anblick erspart blieb.
N hatte den Daumen- Rekord: einen enorm dicken Daumen mit einem Stachel drin von irgendeinem See-Getier, der allerdings auch ebenso schnell wieder abschwoll. Diese verrückte karibische Tierwelt.
Dazu Schrammen vom Reinklettern in Boote, Reintreten in komische Unterwassertiere, barfuss in Glassscherben, Schrammen vom Schwimmen über dicht unter der Wasseroberfläche liegende Korallenbänke, aber das war auch schon das Schlechte, wir können uns nicht beklagen.
Sollte es vielleicht für diese tollen Rekorde Medaillen geben? Ha was ein Zufall und gelungene Überleitung: das puertorikanische Bier heisst Medalla und zeichnet sich durch einen rekordverdächtigen Metallageschmack aus. Sechserpack ab drei Dollar.
Dann gibt es noch Don Q Cristall. Als Spätzünder hab ich eine Weile gebraucht bis ich gemerkt hab, dass das die heimische Rumsorte ist und sich hinter den Schildern normale Liquor Stores verbergen und nicht Filialen von Don Q's inselweitem Crack-Küchen-Imperium.
Achja, einmal sind wir an die Tanke rangefahren, als ein Herr vor uns mit abgesägtem Gewehr ausstieg, und er sah nicht aus als wollte er Rebhühner jagen.
Die Jungens in PR machen natürlich alle einen auf dicke Hose und fahren ihre Motorroller stets auf dem Hinterrad, sind dann aber immer unerwartet höflich und nett, aber wirklich nett. Wer hat das mal gesagt, dass die Gesellschaften, in denen jeder eine Knarre unter der Matratze hat, die höflichsten und zuvorkommendsten sind?
Irgendwo stand: Die Haupterzeugnisse Puerto Ricos sind in historischer Reihenfolge: Sklaven, Zucker, Emigranten, dann Rum und heutzutage Valium.
Einmal waren wir boogieboarden ander Westküste, in so einem Surferparadies. Überall waren braungetoastete Surfer, paradiesisch für die Mädchen zum mit Pina Colada rumsitzen und angucken. Boogieboarden geht so: man legt sich auf das Stück Sryropor drauf und mit Geduld und Spucke kann man ein bischen bauch-surfen. Wir hatten beides nicht, aber trotzdem Spass bei der Sache. Die Surfer lachen über einen, aber da kann man mit leben. Sollen die erstmal in die Alpen kommen und sich auf paar Ski stellen, doo.
Genau betrachtet wars aber saugefährlich wegen der Korallenriffe. Der Verleiher hat natürlich nur gesagt, geht genau da und da in die Wellen und nicht unbedingt dort drüben (wo man aber hintrieb) dort könnten wir uns Schrammen holen und dabei wedelte er mit dem Zeigefinger so Richtung Ozean. "Dort drüben" sahs aber mehr so aus, dass man dort drüben wunderbar auf die Korallen klatschen und sich sonstwas hätte tun können, und das wärs dann gewesen mit einem. Aber nix passiert ausser Spässchen, alles wunderbar.
Es ist nur so, auf einem Surfbrett kann man anständig paddeln und kommt sehr flott dahin wo man will, auf einem Boogie Board liegt man nicht richtig drauf, muss schwimmen mit Flossen und das wird sehr kraftzehrend gegen die Strömung. Meine Empfehlung, falls sie demnächst mal am Ozean sowas machen wollen: leihen sie unbedingt ein Surfbrett! Auch ohne das je gemacht zu haben und ohne die leiseste Hoffnung, darauf jemals in einer Welle aufzustehen, isses doch mit wesentlich mehr, wie sagt man, Funfaktor in den Backen.
Wir waren die ersten zwei Tage in San Juan, dann kam N an und wir waren komplett, also acht Leute, haben zwei Autos gemietet und sind vom Nordosten zum Südwesten der Insel gefahren, wo unsere Strandhütte sein sollte. Ah ähja, zwischendurch waren wir eine Tag wandern im Regenwald. Obwohl nur etwa 150 Meilen, dauert die Fahrt zur Hütte natürlich ewig auf einer bergigen Insel mit unendlichen Seprentinen. Unsere Strandhütte, in einem Naturpark, war eine Empfehlung von einem Bekannten, der vor ein paar Jahren dort war. Man kann sie günstig mieten, sie ist direkt am Strandund war auch schon bewohnt als wir ankamen, während keiner da war habens sich Küchenschaben von erstaunlichem Format gemütlich gemacht. Oder das, was die unter gemütlich verstehen.
Es ist schon komisch, Puerto Rico gehört zu den USA und es gibt alle Läden, die es auf dem Festland auch gibt, Walgreen's und Wendy's und Burger King und den ganzen Scheiss, aber es ist doch wie Ausland, zumal viele Leute ausschliesslich spanisch sprechen. Sie gucken einen auch neugierig an, was die Gringos denn nun anhaben und wie sich geben... wobei ich ja nicht so amerikanisch aussehe irnzwie, keine weissen Socken an und keine von diesen archetypischen grauweissen amerikanisches Gym Shoes oder Flip Flops... das konnten manche Insulaner schwer einordnen. (Aber ich bin die Frage ja gewöhnt, man muss da kreativ drauf antworten im Lauf der Zeit. "Sie hamm ein Akzent, wo kommse denn her wenn ich ma fragen darf, Liechtenstein? aha interessant / Feuerland? awesome")
Andererseits haben sehr viele Puertorikaner in New York gelebt und sogar ich konnte deren New York- Akzent erkennen, oder sie haben Familie im Mittleren Westen oder waren inne Armee auf dem Festland oder sonstwas. Aber letzen Endes kommen sie zurück, man kanns ihnen nicht verdenken. (Meine Nachbarn links sind ja auch aus PR, also Jose und seine Freundin. Die Nachbar auf der anderen Seite sind aus Mexiko, deren Vater heisst aber auch Jose.)
Also in der Strandhütte war Schluss mit Air Condition, wir fandens eigentlich sogar besser ohne. Es war eine Stufe über Camping, mit einer Miniküche, um mal einen Tee oder Ramen warmzumachen. Wir hatten zwei winzige Schlafzimmer, eins mit einem Doppelbett drinne und eins mit vier Doppelstockbetten. Also für die normale puertorikanische Familie gedacht, zwei Eltern mit bis zu acht Kindern. Doppelstockbetten waren (für mich unerwarteterweise) sehr cool und es gab überhaupt keinen Stress oder Schnarcher, ausserdem gabs mehrere Ventilatoren, konnte man gut schlafen. Wir waren zwei Pärchen, J und ich, M und C und vier Leute, die nicht verpäärchent sind. Also ein Bett zuwenig, wenn ihr mal nachrechen wollt. Jetzt mussten zwei von denen in einem Bett schlafen. Es lag nahe, dass C und A, weil sie sehr gut befreundet sind und im Sommer auch ein Paar waren, sich ein Bett teilen. Für A war das ok, aber für C nicht. Er war es wohl auch, der vor ein paar Wochen Schluss genacht hat, liess sich daraus folgern. Ansonsten haben wir rotiert, so dass alle mal im dem Einzelzimmer mit Doppelbett schlafen durften... Naja es hat wirklich sehr gut geklappt, ich hatte ehrlich gesagt Probleme erwartet, mit acht Leuten die sich ein Bad teilen müssen. Aber es gab noch eine Outdoor-Dusche, die war eh viel besser, mit Sternenhimmel... und Mücken. Das Wasser war naturkühl und sehr gut.
Ich hab auch ewig nicht mehr so einen 8-Leute-Urlaub gemacht, eigentlich is man ja aus dem Alter raus, heutzutage geht Urlaub ja eher so: Hotelzimmer, geregeltes Frühstück zu sich nehmen und dann im sauberen Hemd neben der Dame auf die Strasse treten und gut is. Aber nicht mit Sand in der Poritze morgens sich Nescafe vom Gaskocher reinzwingen. Doch, es ist wohl wahr, es hat beides was für sich, es ist wie mit Jing und Jang.
Soja Puerto Rico. Also wir haben alles gesehn... natürlich... haben vollen Überblick gewonnen... nach acht Tagen...
Wir sind viel geschwommen, getaucht, gewandert, mitten Autos wo hin gefahren, nachts in einer Bucht geschwommen, in der Tierchen im Wasser sind die elektrich leuchten wenn man sie berührt oder sie Schiss kriegen, sehr cool... Essen war lecker, Land und Leute sehr nett.
Das allerbeste Lokal haben wir am letzten Abend gefunden, es war absolut superklasse. Ich hatte eine super Dorade mit allem Drum und Dran, Plantanen- Bananenzeugs und schwarze Bohnen und was weiss ich alles dabei, ganzes Dinner zwanzich Maak, kann man nichts sagen, für Einheimische teuer, aber nicht unbezahlbar. Es ist versteckt oben auff einem Berg, mit einer Strasse rauf so was steiles vobn Strasse hab ich wirklich noch nie erlebt. Irgenwann fing einer der Suzuki- Kleinmietwagen immer wieder an zu kochen, dann hat C ihn endlich mal näher inspiziert und festgestellt, dass der Kühler total zugematscht war, kam nix an Luft durch. Wir hatten also auch ein gewisses Rallye- Element in diesem Urlaub dabei. Kuppe, links, scharf rechts, Kuppe. Was ja auch was herrliches ist, zumal wenn man sonst nie Auto fährt.
Also das Restaurant war vorher eine Halle zum Hahnekampf, es gab auch noch die gekalchelte Arena in der Vorhalle. Natürlich sucht jeder Gast dort nach Blutflecken oder Hühnerknochen: vergebens, alles ist picobello weggeputzt. Die Betreiber waren unglaublich nett und die Köche und deren Kinder auch. Die Schwester der Besitzerin und Köchin wohnt in Chicago, aber sie sagt, sie kann da nicht wohnen, es sei zu kalt im Winter und zu heiss im Sommer. Puerto Rico hat das ganze Jahr über gleichbleibend umme 30 Grad.
Der Trick war: sie und ihr Mann hatten vorher ein Restaurant in Mayaguez, das dann aufgegeben und die ehemalige Hahnenkampfhalle neben ihrem Wohnhaus dazugekauft und umgebaut. Fast alle alte Kundschaft kommt weiterhin zu ihnen raus zum gut Essen. Sonst hätte das kein Mensch gefunden, da am Arsch der Welt. Ausser J, sie hatte irgendwo ein Schild gelesen, das auch sagte, dass sie vegetarische Gerichte hätten, was wichtig war für M und C und nicht so einfach zu finden ist in PR, hoch lebe die Frau J.
Meistens haben die Kellner einen ausgelacht und gesagt, Essen ohne Fleisch und Fisch in Puerto Rico gibts nicht. Das ist ja irgendwie ein Statussymbol und Sachen wie Rice&Beans, das man sehr lecker überall bekommt, sind was für arme Leute, aber sowas bietet man nich den reichen Gringos an. Das war also der letze Abend und das beste Essen, alles perfekt.
Also mit dem Vegetarisch/Fleisch essen- Thema... Wenn man sieht wie die Leute ihre Tiere halten kanns einem schon vergehen. Ich mein, bei uns isses nicht besser, nur versteckter. In Europa sieht man keine Hündchen und Esel, die ihr Leben einen Meter neben der matschigen Hauptstrasse an superkurzen Stricken angebunden verbringen und aussehen wie Haufen Elend. Vielleicht immer noch besser als in der Legebatterie oder Schweinefarm auf die Schlachtung zu warten.
Achja, einmal sind wir nachts über die Landstrasse gefahren und E sagte noch "endlich mal eine gerade Strasse" und gab Gas und fuhr flott über eine Kuppe, und dann sitzt ein süsser, fusseliger, kleiner Welpe mitten im Scheinwerferlicht, mitten im Nirgendwo-Regenwald. E tritt voll in die Bremse und J und ich sassen hinten und J nur "ohmy god, ohmygod, wimmer wimmer"... quiiieeetsch, das Auto bleibt einen Meter vor dem Hündchen stehen. Und der wedelt nur und wackelt auf uns zu und guckt uns an wie "bist du mein Freund?" Das nächste Auto wird ihn wahrscheinlich dahin schicken, wo dem Darwin seine natürliche Auslese wohnt.
Man muss sich umgewöhnen, in der Karibik sieht man nun mal keinen öffentlichen Nahverkehr, keine Buchläden, keine Zeitungsstände, keine Schilder zum historischen Stadtzentrum... man muss es suchen. Ich hab nicht einen einzigen Bus gesehen, auch keine Buchhandlung. Ausser Schulbussen, die sind zudem voll aufgepimpt. Man fragt sich was die Leute so den Tag über machen ausser arbeiten und dabei ununterbrochen Reggaeton hören.
Überhaupt Reggaeton, Reggaeton, Reggaeton: es gibt nix anderes, in jedem Gebäude, aus jedem Auto. Die Leute sind auch mächtig stolz drauf, dass Reggaeton von ihrer Insel wie der Tsunami umme Welt schwappt. Salsa kannste vergessen, ist für die Alten und Kranken.
Und sie gehen wählen: die Wahlbeteiligung liegt in PR bei 92 Prozent! Das hat uns zutiefst beeindruckt.
Ich weiss ja auch, es nervt mich ja selbst auch oft, immer alles zu vergleichen mit Europa und Deutschland und so, aber ich kann auch oft nicht anders. Jetzt schon wieder:
Räusper. Auch im Vergleich mit den USA ist es ja so, man ist so an den europäischen Reichtum gewohnt, tolle Infrastruktur, tipptopp Strassen, Museen, die Ordnung überall, soziale Sicherheit, die vielen Urlaubstage, schicke Autos, die Leute in sauberer Kleidung ohne Löcher, wir können uns sogar nette Polizei leisten. Naja ich hab gut reden, ich hab damit mit all dem ja nix mehr zu tun und alle Steuer- und Versicherungsnummern abgeschüttelt.
Aber die Anderen hatten zum Teil seit drei Jahren keinen einwöchigen Urlaub mehr, und wieviel Überstunden sie machen mussten... und sie sind alle in J's Alter, 26 bis 29. Und da lachen wir immer, wenn die Amis sich unseren Kontinent in 7 Tagen angucken: ja was sollnse denn machen. Wenn sie länger reisen wollen geht das halt nur ganz jung oder im Rentner- Dasein und erstmal das Geld dafür haben. Frau J's Eltern sind Mitte Fuffzich und waren noch nie ausserhalb der USA.
Zehn Tage Urlaub plus zehn Krankheitstage im Jahr. Das sieht dann so aus wie bei Frau J's Schwester: sie sammelte ihre Krankheitstage von zwei Jahren für ihre Schwangerschaft, hatte also nach der Geburt ganze zwei Wochen frei, und das nennt sich dann Superjob bei *otorola. Trotzdem isses ein tolles Baby geworden natürlich.
Die Leute hier fassen sich ja auch allesamt an den Kopp, wenn man sagt, man will vielleicht hier bleiben, natürlich wollnse alle lieber in Europa wohnen und wurschteln da rum mit europäischen Vorfahren und Staatsbürgerschaften ergattern. Dabei vergessen sie aber (genauso gern wie ich) das Gute an ihrem eigenen Land, das ich ja grad versuche mühsam zu entdecken, und wissen nicht von dem Mist in Europa, zum Beispiel sagen wir mal die unglaublich beschissene italienische Bürokratie, jetzt mal als Beispiel. Ich hab zu dem allem ja noch eine ziemlich gespaltene Meinung, es geht alles etwas durcheinander.
Die Puertorikaner jedenfalls sind sich einig, dass es auf dem Festland was zu verdienen gibt (hamse ja auch recht... und erst recht recht mehr als wie in Deutschland) und kommen ja auch ohne Visumsscheisse rein, ist ja amerikanische Kolonie. Als sie europäische Kolonie waren gings ihnen schlechter.
Aber man sieht auch viele Graffitti, übrigens durch die Bank dufte gemacht mit viel Schablonen und so, die was mit Separatistenbewegung zu tun haben und Freiheit von den Invasoren. Dieses hier nicht, aber es ist in total identischer Ausführung über die ganze Insel verbreitet.
- "I want to be back in San Juan"
- "I know a boat you can get on"
Achja: als wir wieder von Westen zurückgeflogen sind, wurd mir ganz anders... nicht nur wegen dem sturmwindigen Landeanflug, da hab ich mich langsam dran gewöhnt. Sondern weil Chicagoland auch nach Westen hin nicht aufhört, Block an Block, keine ungenutzten Flächen dazwischen. und am schlimmsten dann die Suburbs noch weiter ausserhalb mit den Familienhäuschen: das ist echt Ekelamerika. Da kann man schon Beklemmungen bekommen, muss ich sagen. Nach Süden raus denke ich schon 37.Street ist sehr weit, aber es geht bis 180.Street und weiter. In den Suburbs in der Southside war ich ja hin und wieder mal aus verschiedenen Gründen, aber dass es hinter der Westside raus ähnlich ist... ist eigentlich logisch, mir war es nur nicht klar, ich war ja nie da... was willste da auch machen. Los Angeles kenn ich nicht, und New York von oben hat irgendwie... optisch mehr Interessantes zu bieten. Long Island ist doch wunderbar von oben anzugucken. Aber in NY isses auch so, dass der eklige Teil nicht mehr dazugezählt wird, das is dann New Jersey zum Beispiel, da wird der Müll hingebracht. So als schneidet man von einer Pizza den äusseren verbrannten Rand ab und guckt sich nur das leckere Stück in der Mitte an ud sagt, nee, der Rand das is ja garnich mehr New York. Aber ich kenn NY auch zu schlecht um das beurteilen zu können. Also, Chicago besteht fast nur aus verbranntem Pizzarand und die ganze rechte Hälfte fehlt ausserdem komplett, denn da ist Lake Michigan.
Es ist so wie Eddie einmal in Puerto Rico im Auto gesagt hat: in Europa sitzt man in der Bahn oder in einem Fahrzeug und sieht ein Schild, Rom oder Berlin, dann gibt es ein Verkehrsleitsystem oder man geht im Zug nochmal kurz aufs Klo (dann muss man sich aber auch schon beeilen), denn dann Zack, fünf Minuten später ist man in der Innenstadt angekommen, es gibt keine Suburbs.
Aber dann mussten wir weiter Richtung Osten eine Warterunde über Lake Michigan fliegen und sind Richtung Norden an der Seeseite der Stadt vorbei, hinter der Skyline im Westen der Sonnenuntergang, man sah die Schatten der Wolkenkratzern auf dem Seewasser und die Sonnenstrahlen durch die Wolken und zwischen den Gebäuden durch und die Chrombohne in Millenniumpark blitzen und dann sehr schön und deutlich Old Town, die Wrigley Fabriken... den Lincoln Park Zoo, da geh ich immer gern hin, ist auch immer freier Eintritt... Fullerton Avenue konnte ich sehen... So ein Fensterplatz kann was schönes sein... Lake Shore Drive...
Burnham war der Stadtplaner, der in den Zwanzigern fünjf (oder warens vier) Eckpfeiler für die Stadtentwicklung festgelegt hat: Das Seeufer darf niemals in Privatbesitz geraten und muss immer der Bevölkerung umsonst zugänglich sein, 2. Lakeshore Drive soll entlang des UJfers angelegt werden zur Entlastung des Verkehrs im Zentrum... und Verschiedenes anderes... habbich vergessen. Naja egal, also du weiss da ja sicher mehr drüber, die hats ja studiert, du kennst natürlich Daniel Burnham :-) Wie, etwa nicht?
Das war jedenfalls der schönste Anflug, den ich bisher auf die Stadt hatte.
Leider leif im Flugzeug "Ice Princess", das konnte man kaum hingucken so blöd war das. Ein Teen Movie: ein Mädchen liebt Mathe und Physik, alle finden das blöd, aber sie will umbedingt nach Harvard Physik studieren. Dann durch Zufall fängt sie an mit Schlittschuhlaufen und ist sehr gut und so weiter und im Interview zur Aufnahme nach Harvard sagt sie dann, Eislaufen sei der Traum ihres Lebens und Physik sei jetzt nix mehr für sie und sie will nur noch Eislaufen und nicht zur Uni... na toll. Und der Film kam gleich zweimal, auf dem Hin- und Rückflug!! Ja was ist das denn. Ausserdem waren die Stewardessen total unfreundlich und hässlich. Also von der American Airlines-Route Chicago-San Juan kann man nur von abraten, da drauf arbeitet wohl nur wer grad noch mit allergrösster Mühe ne lauwarme Kaffekanne anheben kann.
Ach ja: auf dem Hinflug nach San Juan kam nach "Scheiss Princess" anschliessend ein super Film über Pinguine, der ist sehr sehenswert. Die Pinguintruppe wandert 70 Meilen übers Eis, dabei tragen sie ihre frisch gelegten Eier auf den Füssen mit rum. Verrückt auch diese arktische Tierwelt... oder antiarktisch, was weiss ich.
Als wir in O'Hare aus dem Flughafen kamen, warens so 10, 12 Grad. Ich muss sagen mir gefiels fast besser als die Ankunft in Puerto Rico, das ist doch die Temperatur, auf dei man zu dieser Jahreszeit eingestellt ist.
Puh, das wars. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe Sie hamm was gelernt daraus.
*) Der Witz:
Wie nennt man einen Mann ohne Arme und Beine, der im Wasser treibt?
Die Dame neben mir in der Raucher- Ecke im Internetcafe ist aus Brooklyn und sie sagte eben, NYC ist eine Riesenpizza mit allen Sorten Belag drauf die es gibt, die alle durcheinandergeraten sind. Ausserdem sei die Pizza auch gerade erst mit der Oberseite nach unten hingefallen. Ich meine, ich meine es auch eher rein geografisch als ethnisch oder irnzwie anders, das mit der Pizza. Sie sagt, das spiele keine Rolle, Pizza sei Pizza und schmeckt auch wenn sie kalt ist