Eben habe ich einen Fuchs gesehen, wie er im vollen Trab die Schönhauser Allee überquert hat...
Meine Fuchsgeschichte:
Einmal habe ich einen nachts auf der Landstrasse vorgefunden, den ein anderes Auto kurz vorher angefahren haben muss. Ein Jungfuchs mit weichem, rotem Fell. Er lief immer im Kreis und blutete aus dem Ohr, was schon mal ein schlechtes Zeichen ist... Ab ins Auto mit dem Fuchs und weiter aufs Land gefahren zu einer Feier auf einer Burgruine, dort dem Fuchs Wasser und Wurst gegeben und er ist eingeschlafen, man dachte, "Ob der's noch lange macht?"
In der Nacht habe ich dann eine junge Frau kennengelernt und den Fuchs völlig vergessen, das geht als Ausrede fürs Nichtmehrdrumkümmern durch. Zumal wir dann auch lange zusammen geblieben sind, also nicht der Fuchs und ich, leider.
Am nächsten Tag war der Fuchs im Kofferraum wach und lief wieder im Kreis. Also Anruf beim Förster, des Fuchses natürlichem Feind. Seltsamerweise waren die Förstertypen Holländer, der eine stieg schon mit der Knarre in der Hand aus dem Forstmobil, meinte beim Durchladen "Guhn Tag, wo is der Fuchs?" und Peng, das war's gewesen mit dem hübschen Tier. "Hähähä" haben die Förster gelacht, den Fuchs in einen schnöden Jutesack gepackt und sind abgebraust, vom Fuchs blieb nur ein roter Fleck als Andenken.
Eben habe ich also einen Fuchs gesehen, wie er über die Schönhauser Allee geschnürt ist. (Schnüren ist schon eine elegante Tätigkeit.) Man staunt ja doch über wilde Tiere in der Stadt, es soll tatsächlich viele geben. Ich bin aber sicher, genau diesen schon öfters gesehen zu haben. Er ist jedenfalls genau zwischen mir und einer Gruppe Leuten, die sich vor dem nbi oder Freizeitheim voneinander verabschiedet haben, durchgerannt, alle etwa fünf Meter voneinander entfernt, und keiner von den sieben, acht Leuten hat ihn bemerkt.
"Du schlaues Kerlchen" hab ich gedacht und hab mich an einen
Test zur cocknitiven Wahrnehmung erinnert, den ich vor ein paar Tagen gemacht habe, der wirklich sehr lohnenswert ist.
Ey ich muss ins Bett und mich deswegen kurz fassen. Also, eben die Sache eben mit dem Fuchs und dass ihn keiner der Anwesenden bemerkt hat - so wie ich das in dem Test auch nicht bemerkt habe - hat in mir die Erleuchtung reifen lassen... dass die selektive Wahrnehmung per se äh nix schlechtes ist, Quatsch, janein: dass es zum Beispiel garnicht so ist, dass wegen des Wetters oder der Wirtschaft oder des Winters die Leute mit Froschfresse rumlaufen, sondern nur, weil man genau da hinguckt und man das Beschissene dann zusätzlich wieder zu denen reflekiert. Ich bin sicher, es ist wirklich so einfach alles, nur hin und wieder vergisst man wieder wie's ging und lässt sich gehen und macht da mit.
Und? Die letzten Tage strafen diese Erkenntnis keineswegs Lügen, in echt ist die Welt voll Spass und schöner, lachender Menschen! Auch wenn sie auf dem Flohmarkt sitzen müssen und angefrorenen Kuchen verkaufen meinetwegen, sie sind toll und jeder hat Freude und Leben unter seiner Kruste! Und schwupp ist die Welt wieder sexy und man selbst hat wieder einen ganz anderen Glanz im Auge! Halleluja, das ist mir alles klar geworden nach dem Test da mit den Basketballern