stand im Chicago Tribune: am Freitag findet downtown eine Demo gegen die geplanten Verschärfungen des Einwanderungsgesetzes statt. Als ich davon las dachte ich, na wenn das wieder mit so jämmerlicher Beteiligung von statten geht wie vor einem Jahr die Rally gegen den Filibuster Change, dann au Backe Dunkelamerika. Bei der Demo im letzten April kreuzten circa 300 Leute auf. Mal bei einem Mitdemonstranten nachgefragt hiess es: die Leute müssen halt um die Zeit was essen in ihrer knappen Lunchpause. Tolle Info, danke, die Mittagspause an sich ist in der alten Welt ja noch weitgehend unbekannt. Deshalb war die Demo auch um zehn vor eins vorbei, begonnen wurde Punkt zwölf. Sicher, es war ja auch ein etwas abstrakter lebensferner Sachverhalt.
Andererseits, als die White Sox im Herbst Weltmeister im Baseball wurden kamen zwei Millionen Piepel inne Innenstadt, anschliessend war Auftritt der Räumpanzer um die hüfthohen Konfetti- und Müllberge wegzufegen und die Typen von der Stadtreinigung bekamen dreifachen Stundenlohn für den Sondereinsatz. Das ist schon ein anderes Konzept als die schäbige Mülldiskussion um die Loveparade immer damals.
Jedenfalls waren am Freitag hunderttausend Leute dabei. Das ist gut! Das Lokalmedienecho wieder mal unter aller Kanone. Man muss sich auch auf den St. Patrick's Day konzentrieren: da wird der Fluss grün eingefärbt und Parade und so. Der Fluss, dem seine Fliessrichtung sie einfach mal umgedreht haben um das Dreckwasser der Stadt ins Inland abzuleiten, das ist die smarte Variante von New Yorks Müllverklappung nach Jersey. Aber vielleicht darf man Demos und Paraden nicht vergleichen.
So, was war jetzt nochmal mein Ursprungsanlass für diesen Eintrag... ah ja, tolle Fotos vom Freitag von Herrn ChicagoEye!
Der sagenhaft rummurmelnde Trainer der White Sox schliesst jedes Fernsehinterview und überhaupt jede Aussage vor laufender Kamera mit viva Venezuela oder free Venezuela ab. Das ist ja auch gut für die Journalisten, dann wissen die: aha, jetzt isser fertig und Schnitt. So möchte auch ich zum Abschluss abschliessen mit wärmend genuschelten Worten wie was wärn diese Stadt da mit dem kalten Wind ohne die heissen Latinabräute und die Mittelamerikaner die in den Vororten wie Ameisen buckeln und deren tiptop Radiosender und die Chicos im Ballteam nämlich nix wär das doo hamse eine schöne Woche die Guten werden irgendwann gewinnen viva Venezuela