(Das neue Jahr ist da. Unvermeidlich ist es da für ninjah, reuevoll auf das vergangene zu blicken und es Revue passieren zu lassen.)
Die Monate des letzten Jahres tanzen auf meiner inneren Bühne: ich sehe sie als Tänzerinnen in etwas altmodischen Kostümen mit hübschen Federn als Kopfschmuck. Im Hintergrund tanzen die vorbeien Monate ihren Jahresreigen, zwar gut im Rythmus, doch der Glanz ist ab. Davor die zukünftigen kommenden Monate, die zwar den Schwung noch nicht drinhaben aber besser aussehen, oder so.
Nach einem finanziell und amourös katastrophalen 2002 konnte es im letzten Jahr nur aufwärts gehen und das tat es auch. Bessere Bücher, besserer Sex. Und umgekehrt. Ich habe mir komische Spleens zugelegt aus gesundheitlichen Gründen: früher aufstehen, täglich rasieren, regelmässig zum Frisör, nicht mehr zum Arzt. Meine Vorsätze für 2003 waren, rücksichtsloser zu sein, mehr zu rauchen und mehr Geld zu haben. Damit bin ich gut gefahren, mit diesen gut gewachsten Kufen am Schlitten ging es den Jahresberg runter, vorbei am Kalenderwald, die Tagesabrissblätter hat der Fahrtwind verweht wie Sylvesterböllerreste.
Das neue Jahr ist laut chinesischem Kalender das Jahr der Reise. Mich persönlich wies meine (an diesem Jahreswechsel erstmals gemachte, persönlich gegossene) blöde Bleifigur eindeutig daraufhin. Man schüttet heisses Blei in ein Wasser und hört eine Stimme, "Mach eine Pauschalreise, Alter, nach Paraguay zum Beispiel. Oder Mittlerer Osten. Und denk an nen neuen Reisepass." Bisher bin ich nur in Europa rum und so richtig viel von der Welt hatte ich nicht auf dem Brotbrettchen, abgesehen von einer Kaffeefahrt nach Ethiopien.
Bisher habe ich alle Verpflichtungen abstreifen können wie eine Schlange ihre alte Haut und konnte mich rauswinden, aber bald werde ich das nicht mehr wollen, denn ich rede mit gespaltener Zunge: "auch beim Mann tickt die biologische Uhr" sagte neulich ein kontroverser Artikel in der hörzu, dessen Tenor lautete: "Komm her, Zweitausendvier- Gelegenheit, für dich mach ich die Beine breit."
nee