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esc23.November ego - illebitch

der mysthische bahnhofskiosk

früher habe ich sonntage nicht gemocht. des sonntags einzige bestimmung schien der tag vor montag zu sein und das hieß wieder in die schule zu müssen. das ließ mich dann den ganzen sonntag nicht los. als ich dann im kassablanca anfing zu arbeiten, war es nicht mehr relevant ob es grad montag, mittwoch oder sonntag war. die woche gestaltet sich in einem club anders als in einer schule oder bäckerei. jahre später besorgte mir das a-amt einen job im radio. ich denke nicht, dass es damit zusammenhängt, aber mittlerweile ist mir der sonntag einer der liebsten tage, wenn nicht sogar der liebste. das hängt vorallem damit zusammen, dass der sonntag der mit abstand ruhigste tag der woche ist. die immisionswerte liegen weit unter dem durchschnitt der restlichen woche. kaum lärm und abgase durch vorbei fahrende autos, die verfickte metallbaufirma gegenüber hält die schnauze und soweiter und so fort. ruhe... herlich! diesen sonntag war das etwas anders. ich bin früh um sieben nach hause gekommen. die bushbabees hatten mich entäuscht die bar umso weniger. um 12 dann schon wieder wach und ein messer im kopf. nachdem ich mir eine aspirin von den nachbarn besorgt hatte, brauchte ich unterhaltung. in vergangenen tagen hätte ich die glotze eingeschaltet, nur hab ich dieser stumpfsinnigen ablenkungsmethode nunmal abgeschworen und das ding verschenkt. an lesen war nicht zu denken, an denken noch viel weniger. also hab ich mir ein brötchen und ein multivitaminsaft reingezwängt und bin ins kassa getigert. das schöne ist, dass man da sonntags oft leidensgenossen trifft. als ich ankam, war noch nicht wirklich jemand da. also kaffee und internet. ich wollte schon fast wieder gehen, als sie dann doch noch eintrudelten: herr t (definitiv leidensgenosse), frau i, der onkel und, und, und... genau richtig. schön schwätzchen gehalten, dann und wann durch die halle geschlurft und anderen beim arbeiten zu gesehen, wieder hoch ins cafe den dritten kaffee rein, musike an - rumhängen und zwar in den seilen. später hatte ich dann hunger, brauchte aber eine halbe ewigkeit um mich zu entschließen zum bahnhof zu gehen und mir ein paar brote zu holen. frau i begleitete mich dann und wir gingen erst in den oberen kiosk. da lief feinster reggae/rocksteady sound. die haben da sowas wie eine ramschabteilung für bücher und platten. hab ich mir erstmal drei schwarze gekauft (eine mit dem viel versprechenden titel "her father didn´t liked me, anyway" und einem unsäglichen cover.). brote hatten sie nicht, die gabs unten - im mysthischen bahnhofskiosk. die haben da so eine nervige türklingel, die immer alarm schlägt, wenn einer raus oder rein geht. der ton macht wahnsinnig (kann ihn leider nicht wiedergeben. is einfach zu widerwärtig.) sehr strange. alle verkäuferinnen in diesem loch sehen sehr genervt und irgendwie angespannt aus. na egal, aber echt krasser ton und das seit jahren. frau i und ich hätten das ding schon längst abgeschossen und überlegten auf dem rückweg, wie wir die armen verkäuferinnen in einer nacht und nebel aktion von diesem schrecklichen umstand befreien könnten. naja, es war halt sonntag... ich hatte mich inzwischen für eine bowu mit senf und ketchup entschieden, hab aber für den fall, das es nicht ausreichen sollte, noch zwei sicherheitsbrote (einmal gurke, einmal fett)mitgenommen. der fall trat dann auch noch ein. lustige ecke da rund um den bahnhof übrigens. neben den zwei kiosken gibts da noch die (wie wahrscheinlich überall) immer unfreundlichen damen vom schalter und dann aber noch den dönermann, der manchmal seine superspecial balalaika (oder was auch immer) rausholt und darauf immermal ein ständchen zum besten gibt. gegenüber vom bahnhof ist dann noch das caleidospheres, ein etwas merkwürdiger kunstverein in einer alten bahnlagerhalle. den bahnsteig weiter rauf is das kassa in einem alten lokschuppen. die treppe hinab liegt das besetzte haus in einer alten russenkaserne. um den kreis zuschliesen haben sie uns jetzt noch direkt daneben ein riesen justitzzentrum hingesetzt. nachdem ich dann gestärkt war, hab ich mich dann auf den heimweg gemacht. es war mittlerweile halb 8. zu hause angekommen fiel mir dann der fernseher meines mitbewohners ein. da blieb ich dann doch noch bis zehn vor kleben. bloss nich bewegen. dieter thomas heck stays the same! genau wie die dekoration von melodien für millionen. kurz vorm pennen hab ich sogar noch gelesen und das bis zwölfe, dabei wollte ich um sieben eigentlich schon träumen, aber das bekomm ich irgendwie nie hin. immerhin hab ich den sonntag nett rum bekommen. und heute is montag und ich warte gar nicht erst auf einen anruf.

author: ille
 
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