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esc17.June ego - Gerobitch

Sonntag

Um vier ins Bett, um acht raus, um halb elf mit Mutter und Oma verabredet. Sie besuchen mich für zwei Tage, sind auf einem Zwischenstopp.

Steglitz. Beim Mittagessen streiten wir uns schön, über Allgemeines, Privates, Politik. Oma provoziert Mutter, ich provoziere Oma, ich solidarisiere mich mal mit Mutter, mal mit Oma und so weiter. Genau wie früher, feinste Streitkultur. Dann stehen wir auf und lachen und haben sehr fett gegessen.

Krankenhaus. Mein Großonkel liegt da. Ich kenne ihn kaum, er ist mir auch kaum sympathisch. Ich schäme mich dafür, daß er mir nicht besonders sympathisch ist und ich nur mitleidig bin. Er ist der ältere und einzige Bruder meiner Oma, ich bin sein einziger Verwandter in 400 Kilometern Umkreis. Als er dann doch nochmal kurzfristig in die Intensivstation verlegt wird, gehen wir. Ich sage, "Ich komme morgen wieder, ich rufe dich vorher an. Onkel?" Er gibt mir zum Abschied seine schwache Hand.

S- Bahn. Die Mutter checkt mein Liebesleben, aber nur, weil ich damit angefangen habe. Sie stellt ein paar gute Fragen und kommentiert meine Antworten mit ihrem "Hm"- Geräusch, das einmal "Bist du dir sicher?", einmal "Ich glaube dir nicht, und du glaubst dir das selbst genauso wenig" und einmal "Hm" bedeutet. Sie vermutet Sachen und ich sage: "Stimmt. Hm."

U 2, endlose Fahrt. Meine Oma klagt über ihre schlimmen Füße und den komischen Mann, der sie so angafft. Eine amerikanische Touri- Familie steigt ein, sitzt uns gegenüber und sieht gut aus: alle kuscheln miteinander, die hübschen Teenie- Kinder sind müde, der Vati guckt lieb in die Runde. Ich gucke meine Mutter und Oma an, meine Oma mit ihren bunten Hämatomen in den Armen, meine Mutter unter ihrer Rotfärbung... eigentlich dieselbe Haarfarbe wie meine, nur daß meine ziemlich rausgewachsen ist. Ich hab tatsächlich haargenau ihre Nase, jedesmal haargenauer. Ich guck mir meine Leute so an, guck mir die Superfamilie gegenüber nochmal an, höre meine Oma motzen... und bin plötzlich mehr als zufrieden.

Bei mir zuhause. Ich entschuldige mich schon für den Zustand der Toilette, bevor meine Oma sich darauf einschließt: "Gestern war hier eine Party, das Klo ist jetzt bestimmt nicht so schön." Meine Mutter und ich schneiden währenddessen Erdbeeren über der Spüle. Ich schiebe auch den hygienischen Zustand der Küche auf die Party. Meine Oma kommt vom Klo und reibt sich demonstrativ die Hände mit Eau- de- Cologne- Erfrischungstüchern sauber. Hätte sie auch im Bad tun können.

Wir essen sehr leckere Erdbeeren mit Eis und gehen dann zur S- Bahn zurück, sie wollen immer noch kein Taxi nehmen.

Auf dem Bahnsteig drückt mir meine Oma einen Schein in die Hand und sagt, "Du hast doch auch Ausgaben, um deinen Onkel anzurufen und zu besuchen". Ich bedanke mich und ärgere mich jetzt nicht. Ich wünsche viel Spaß im Urlaub, morgen fahren sie weiter. Wir wünschen uns alles, alles Gute. Ich halte meine Mutter fest. Ich winke den Beiden nach, muß auf dem Heimweg weinen und gucke mir den beleidigenden Scheiß- Schein an, 10 Euro.

author: Gero - topic: ego
 

johntokyo - June 18, 2002 at 11:39:37 AM CEST
 

irgendwie erinnert mich das plötzlich an den herrn lehmann. nett.

 

Gero - June 18, 2002 at 11:44:27 AM CEST
 

Den kenne


ich nun nicht, den Herrn Lehmann

 

johntokyo - June 18, 2002 at 12:33:41 PM CEST
 

na das ist der, der was die hauptfigur von einem buch ist, was der sven regener geschrieben hat, der was der sänger von element of crime ist, die eine band sind, die was sich nach dem gleichnamigen film von lars van trier benannt haben, da wo ich mir jetzt zwar nicht so sicher bin, aber auf jeden fall war´s ein dogmafilm, der was halt einfach arg ist. unklarheiten?

 

Gero - June 18, 2002 at 12:36:57 PM CEST
 

Nein


Alles klar. Kann dem soweit folgen, bis zum Buch, das kenn ich nicht.

 
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